Grand Canyon Village

Das Grand Canyon Village am South Rim ist das Verwaltungs- und Geschäftszentrum des Nationalparks. Die weitläufige Ortschaft mit ihren zahlreichen unter Denkmalschutz stehenden Gebäuden ist voll auf den Tourismus ausgerichtet. Mit Visitor Center, Unterkünften, Einkaufsmöglichkeiten, Sehenswürdigkeiten und natürlich Parkplätzen ist es für die allermeisten Besucher der erste Anlaufpunkt.

Die Anfänge des Village reichen bis in das Jahr 1900 zurück. Zu dieser Zeit wurde an der Grand Canyon Railway gebaut, über die die touristische Erschließung des Grand Canyon vorangetrieben wurde. Nach Eröffnung der Bahnlinie 1901 entstand eine touristische Infrastruktur mit dem Empfangsgebäude, dem oberhalb befindlichen El Tovar Hotel, dem Kolb Brothers Studio und anderen Bauwerken.

Hopi House

Vieles davon ist bis heute weitgehend im Originalzustand erhalten. Damit das so bleibt, steht der ursprüngliche Ortskern als „Grand Canyon Village Historic District“ seit 1987 unter Denkmalschutz. Das Gebiet wurde im Jahr 1995 erweitert und umfasst seitdem 247 Gebäude und 55 weitere landschaftsgestaltende Bauwerke wie Mauern und Einfassungen. Einige Häuser unterstehen daneben selbst als Einzeldenkmale besonderem Schutz. Sie sind jeweils als „National Historic Landmark“ in das Denkmalschutzregister der USA eingetragen.

Besonders hervorzuheben sind die Bauwerke, die unter Federführung der berühmten Architektin Mary Jane Colter entstanden. Sie war für das Hopi House und das Lookout Studio im Village ebenso verantwortlich wie für die Neugestaltung der Bright Angel Lodge. Zudem gestaltete sie das weiter westlich gelegene Hermits Rest und den Desert View Watchtower ganz im Osten des Nationalparks.

Kolb Studio

Bei der Anlage der Ortschaft achtete man darauf, dass sich alles möglichst harmonisch in die Landschaft des Grand Canyon einfügt. Die vornehmlich verwendeten Baustoffe, Holz und Kalkstein aus der Gegend, verleihen dem Ensemble einen rustikalen Charakter. Diese Stilrichtung wird gern und treffend als Parkitecture bezeichnet.

Leider sind auch Bausünden wie die Thunderbird und die Kachina Lodge zu beklagen. Die Gebäude stammen aus den 1970-er Jahren und spiegeln den Zeitgeist dieser Epoche wider. Für das bauliche Ensemble des Village sind diese alles andere als ein Gewinn. Dass diese Unterkünfte das knappe Übernachtungsangebot am South Rim etwas bereichern, ist immerhin ein kleiner Trost.

Im Osten des Village deckt ein Ladengeschäft (General Store) nebst Gastronomie Bedürfnisse des täglichen Bedarfs ab. Anstelle der 2022 geschlossenen Bankfiliale gibt es immerhin noch einen Geldautomaten. Auch ein Postamt sowie die Parkverwaltung sind in dem fast 2.000 Bewohner zählenden Ort ansässig.

Auch wenn die allermeisten Besucher des Grand Canyon wegen der einmaligen Landschaft in den Norden Arizonas reisen, lohnt sich durchaus ein näherer Blick hinter die Kulissen des Grand Canyon Village mit seinen architektonischen Schätzen.

Die Schätze des Grand Canyon Village

Kolb Studio


Das Kolb Studio ist eines der Schmuckstücke im historischen Village District. Es schmiegt sich unmittelbar an die Abbruchkante der Schlucht, wo der Bright Angel Trail beginnt. Benannt ist es nach den gebrüdern Kolb, die es im jahr 1906 errichteten und ein Fotostudio darin betrieben. Als es der National Park Service in den 1960-er Jahren übernahm, sollte es eigentlich abgerissen werden, weil es nicht zu den anderen Bauwerken im Nationalpark passte. Der Kongress verhinderte dies letztlich mit einem Gesetz (National Historic Preservation Act), das alle Gebäude, die älter als 50 Jahre waren, unter Schutz stellte. So wurde das Kolb Studio letztlich restauriert und erfreut heute die Besucher. Es beherbergt einen Buch- und Andenkenladen. Im Untergeschoss befindet sich eine Ausstellung, die das Leben und die Werke der Begründer dieses Hauses zum Gegenstand hat.

 

Lookout Studio


Wie der Name des Lookout Studios verrät, diente es vom Anbeginn als Aussichtspunkt. Besucher können hier seit dem Jahr seiner Erbauung, 1914, die Pracht des Grand Canyon witterungsgeschützt genießen, aber bei gutem Wetter auch auf der Terrasse zur Schlucht hin verweilen. Das Bauwerk besteht aus Kalkstein und Holzstämmen und fügt sich nahtlos in die Landschaft ein. Wären nicht die leuchtend blauen Fensterrahmen, könnte man es fast für einen natürlichen Bestandteil der Canyonwand halten, aus der es sich erhebt. Das Lookout Studio befindet sich direkt westlich vom El Tovar Hotel und trägt die unverwechselbare Handschrift seiner Architektin Mary Colter. Die Gestaltung ist eine Referenz an die Bauweise von Behausungen der Ureinwohner in der Region. Besucher können neben der herrlichen Aussicht Souvenirs kaufen.

 

Hopi House


Wer beim Hopi House an den Volksstamm der Hopi denkt, liegt genau richtig. Das Gebäude direkt am Canyonrand ist einem traditionellen Pueblo der Hopi nachempfunden. Mit seinen rechteckigen Formen, den ebenmäßig verarbeiteten Steinziegelwänden und winzigen Fensteröffnungen wirkt es, als sei es bereits von den Altvorderen vor hunderten Jahren erbaut worden. Es ist zweifellos eines der schönsten Werke der Architektin Mary Colter. 1905 eröffnet, beherbergte es zunächst sogar Angehörige der Hopi, die in dem Gebäude indianische Kunst verkauften und in den oberen Stockwerken lebten. Bis heute erhält man hier authentische indianische Kunstgegenstände und kann dabei über die vielen Details staunen, die im Inneren die traditionelle Architektur der Hopi aufgreifen.

 

Bright Angel Lodge


Am westlichen Ende des Grand Canyon Village befindet sich mit der Bright Angel Lodge eine der traditionellen Herbergen für Gäste am South Rim. Mit steinernen Wänden, mächtigen Stämmen und traditionellen indianischen Verzierungen lädt die Lodge nicht nur zum Übernachten ein, sondern erlaubt eine rustikale Zeitreise zurück zu den Anfängen des Nationalparks. Unter den insgesamt 90 Wohneinheiten gibt es rustikale Zimmer und separate Hütten. Das historische Gebäude aus dem Jahr 1935 verfügt über mehrere gastronomische Einrichtungen. An die Lobby grenzt mit dem Bright Angel History Room ein kleines Museum an, das an die Anfänge des Hauses und seine Entstehungsgeschichte erinnert.

 

El Tovar Hotel


Errichtet im Jahr 1905, ist das El Tovar Hotel die älteste in Betrieb befindliche Herberge im Grand Canyon Nationalpark. Errichtet aus einheimischem Kalkstein und dem Holz von Douglasien fügt sich das Bauwerk recht harmonisch in die Landschaft ein. Von außen fast schon unscheinbar, macht das Hotel von innen einen mondänen Eindruck. Es galt sogar als elegantestes Hotel westlich des Mississippi. Ursprünglich wurde das Haus von Fred Harvey zusammen mit der Santa Fe Railway betrieben, um Gästen, die mit der Grand Canyon Railway anreisten, eine angemessene Unterkunft bieten zu können. Neben 78 einzigartigen Zimmern verfügt das Haus über ein hochklassiges Restaurant, eine Lounge und einen Geschenkeladen. Besucher des Parks, die das historische Bauwerk besichtigen möchten, sind willkommen.

 

Train Depot


Direkt unterhalb des El Tovar Hotels gelegen, ist das rustikale Train Depot das erste, was Besucher zu sehen bekommen, die mit dem Zug zum Grand Canyon anreisen. Das komplett aus Holz in Blockhausbauweise errichtete Gebäude stammt aus dem Jahr 1909. Es ersetzte ein Provisorium, über das die seit 1901 mit dem Zug eintreffenden und abfahrenden Passagiere abgefertigt wurden, und ist einzigartig. Denn das Train Depot ist heute das einzige Bahnhofsbauwerk dieser Art in den USA, das noch als solches in Funktion ist. Als prägendes Element des Grand Canyon Village steht das Depot als National Historic Landmark unter Denkmalschutz.

 

Verkamp’s Visitor Center


Mit dem Verkamp’s Visitor Center verfügt das Grand Canyon Village über ein weiteres markantes Bauwerk aus der Anfangszeit der touristischen Erschließung des South Rim. Der Geschäftsmann John Verkamp errichtete das Haus 1905 und eröffnete ein Jahr darauf einen Laden, in dem er indianisches Kunsthandwerk verkaufte, was bei den Gästen, die mit der neu eröffneten Grand Canyon Railway in direkter Nähe eintrafen, gut ankam. Verkamp und seine Nachfahren führten das Geschäft für über einhundert Jahre erfolgreich weiter, bis der Nationalpark die Räumlichkeiten im Jahr 2008 übernahm und ein Besucherzentrum mit angeschlossenem Buchladen einrichtete. Es ist für Gäste, die mit dem Zug anreisen, das nächstgelegene Visitor Center.

 

Yavapai Geology Museum


Das direkt am Yavapai Point gelegene Haus des Yavapai Geology Museums stammt aus dem Jahr 1928 und hat seinen historischen Charm über die Zeit erhalten. Direkt an der Abbruchkante gelegen, fügt es sich mit seiner architektonischen Gestaltung wiederum harmonisch in die Umgebung ein. Lediglich die großen Fensterfronten wollen nicht so recht dazu passen. Sie garantieren Besuchern aber einen geschützten und unverfälschten Blick in die Weiten des Grand Canyon. In dem Museum kann man sich anhand eines großen Reliefs des Canyons und verschiedenster Ausstellungsstücke in die Geologie dieser einmaligen Landschaft vertiefen. Westlich der Museum befindet sich mit dem Trail of Time eine Außenausstellung entlang des Rim Trail, die die zeitliche Abfolge der Entstehung des Grand Canyon nachzeichnet.

 

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