Route 66

Kein Besuch im Grand Canyon Country wäre vollständig ohne eine Fahrt auf der legendären Route 66, die den Norden Arizonas durchquert. Die Straße, der einst Millionen von Amerikanern in der Hoffnung auf ein besseres Leben nach Westen folgten, gilt als eine der bekanntesten des Landes. Sie führte auf fast 4.000 Kilometern Länge von Chicago nach Los Angeles. Der zunehmend motorisierten Gesellschaft ermöglichte sie überdies einen bequemen Zugang zum Grand Canyon.

Die Strecke ist heute nicht mehr durchgängig vorhanden. Längst haben sie auf weiten Abschnitten Interstate Highways ersetzt. Auf ihnen rauscht der Fernverkehr zügig durch, ohne von all den kleinen Besonderheiten entlang der historischen Strecke Notiz zu nehmen.

 

Als sei die Zeit stehengeblieben

Einige Teilstücke haben die Zeiten jedoch überdauert. Zum Glück. Sie ziehen mit vielen liebevoll restaurierten Details nicht nur Amerikaner, sondern Besucher aus aller Welt in ihren Bann. An manchen Stellen gewinnt man so den Eindruck, als schiene die Zeit hier stehengeblieben zu sein. Der längste und am besten erhaltene Abschnitt liegt im Grand Canyon State Arizona. Er führt von Topock nahe der Staatsgrenze zu Kalifornien über Kingman und Seligman bis kurz vor Ash Fork. Rund 260 Kilometer bzw. 160 Meilen, auf denen echtes Route-66-Feeling aufkommt.

Neonschilder, Old- und Youngtimer und klassische Tankstellen, Diners sowie Motels erinnern unterwegs nicht nur an die längst vergangene Ära, sondern halten sie lebendig. Manchmal sogar lebendiger als man sich vorstellen kann. Da ist zum Beispiel die kleine Tankstelle in Tuxton, wo der Tankwärter noch höchstpersönlich volltankt. Und fällt der Blick auf die Zapfsäulen, reibt man sich verwundert die Augen. Die Kraftstoffmenge wird analog erfasst. Das lässt einen im Land der digitalen Möglichkeiten gehörig staunen, und man fühlt sich als Teil einer echten Zeitreise.

Nicht zu vergessen all die kleinen Museen und Sammlungen von Zeitzeugnissen. Manchmal aufwendig und mit Bedacht arrangiert, mitunter aber auch eine bunt zusammengewürfelte Mischung von altem Zeug. Oder gar Kitsch, denn auch das findet man überall, wo sich die Touristen die Klinke in die Hand geben.

 

Wechselbad der Gefühle


Weitere kurze Teilstücke der Route 66 befinden sich in Williams und Flagstaff sowie in den Ortschaften Winslow, Joseph City und Holbrook weiter östlich. Diese Abschnitte sind jeweils als „Historic Route 66“ gekennzeichnet. Dazwischen überdeckt der Verlauf der Interstate 40 heute weite Teile der einstigen Mother Road.

Wer genau hinsieht und sich dem Hauch der Geschichte öffnet, erlebt ein Wechselbad der Gefühle. Eine Melange aus Aufbruchsstimmung und Niedergang, großen Erwartungen und nicht selten herben Enttäuschungen ist an so vielen Orten spürbar. Und die Renaissance der Route 66 steht exemplarisch für den Drang und die Fähigkeit Amerikas, sich immer wieder neu zu erfinden. Es ist eine eigentümliche Mischung, die den ganz besonderen Reiz eines Road Trips auf dieser einzigartigen Straße ausmacht.

Hackberry General Store an der Route 66

Highlights entlang der Route 66 in Arizona

 

Oatman


In der kleinen Bergbaustadt Oatman ganz im Westen von Arizona scheint die Zeit stillzustehen. Die staubige Route 66, die sich zwischen kleinen Häuschen mit hölzernen Gehwegen entlangzwängt, wird bevölkert von wild lebenden Eseln, die gleichsam Maskottchen des Ortes und bei allen Besuchern beliebt sind.

Sitgreaves Pass


Nördlich von Oatman windet sich die Straße über den Sitgreaves Pass. Die Fahrspuren der originalen Route 66 sind hier so schmal wie man es von Gebirgsstraßen in Europa kennt. Tolle Ausblicke warten und die Möglichkeit, in der historischen Cool Springs Station einzukehren und ein Souvenir zu ergattern.

Kingman


Kingman ist seit seinen Anfängen einer der wichtigsten Orte an der legendären Main Street of America. Überall in der Stadt erinnern große Wandgemälde an die ruhmreiche Zeit der 1930-er bis 1960-er Jahre. Doch auch hier ist die Neuzeit präsent, in der Elektromobilität selbst im Land der einstigen Straßenkreuzer in aller Munde ist. So auch im Route 66 Electric Vehicle Museum. Okay, es ist ein Museum, und daher haben sie hier auch einige der ältesten Elektroautos der Welt.

Grand Canyon Caverns


Unweit von Peach Springs befinden sich mit den Grand Canyon Caverns die größten bekannten Trockenhöhlen Nordamerikas. Die Höhlen reichen bis in eine Tiefe von 200 Metern, und man kann in ihnen sogar übernachten.

Seligman


Das verschlafene Seligman ist gar nicht so ruhig wie es auf den ersten Blick vielleicht scheint. Hier geben sich Touristen scharenweise die Klinke in die Hand. Bunter Route-66-Kitsch begleitet einen zu beiden Seiten der Straße. Und darauf ist man hier zu recht Stolz. Von Seligman ging die Initiative aus, die letztlich zur Wiederauferstehung der legendären Mainstreet of America führte.

Ein Muss ist ein Stopp in dem authentischen Drive-In-Restaurant Delgadillo’s Snow Cap. Das 1953 errichtete Restaurant ist eine Institution.

Delgadillo's Snow Cap an der Route 66 

Williams


Williams ist das Tor zum Grand Canyon. Keine größere Stadt liegt näher an der berühmten Schlucht. Mit dem Auto braucht man nur eine Stunde bis zum South Rim. Und wer möchte, kann sogar mit der Bahn fahren. Zwischen Williams und dem Grand Canyon fahren täglich Züge der Grand Canyon Railway. Im Osten der Stadt lassen sich im Wildpark Bearizona einheimische Wildtieren im Rahmen selbst geführter Safaris beobachten.

Flagstaff


Die größte Stadt in Nordarizona wartet mit mehreren Höhepunkten auf. Da sind zum Beispiel die Lowell-Sternwarte, das Museum of Northern Arizona oder der Riordan Mansion State Historic Park. Ein Bummel durch die historische Innenstadt mit ihren denkmalgeschützten Gebäuden lohnt sich ebenso. Vor den Toren Flagstaffs liegt mit dem Walnut Canyon ein bedeutendes Nationalmonument. Und auch der Sunset Crater Volcano und Wupatki, zwei weitere National Monuments, sind nicht weit entfernt.

Walnut Canyon National Monument


Nur ein paar Minuten östlich von Downtown Flagstaff lädt das Walnut Canyon National Monument zu einer Zeitreise Jahrhunderte zurück ein. Der Park schützt prähistorische Cliff Dwellings, die die Sinagua-Kultur einst entlang eines großen Mäanders in der gleichnamigen Schlucht errichtete.

Meteor Crater


Ein interessantes Feature, das sogar als Landmarke von nationaler Bedeutung gewürdigt wird, ist der Meteor Crater zwischen Winona und Winslow. Das Zeugnis eines Meteoriteneinschlags vor geschätzten 50.000 Jahren ist erstaunlich gut erhalten und dokumentiert. Bis zu dem Krater ist es nur ein kurzer Umweg.

Winslow


Das verträumte Städtchen Winslow ist für seinen Standin’ On the Corner Park bekannt, sogar über die Grenzen Amerikas hinaus. Zu Berühmtheit gelangte der Ort durch den Song „Take it Easy“ der Band „Eagles“. Folgt man der einstigen Route 66 vom Stadtzentrum weiter nach Osten, erreicht man mit dem La Posada Hotel einen weiteren touristischen Höhepunkt. Das Hotel an der Bahnstation Winslows entstammt Plänen der berühmten Architektin Mary Colter.

Holbrook


Auch in Holbrook sind noch Zeugnisse aus der Blütezeit der berühmten Mother Road zu finden. Das wohl bekannteste ist das örtliche Wigwam Motel. Seine Zimmer sind in Form von Tipis angelegt, vor denen klassische Fahrzeuge geparkt sind. Fast scheint es, als sei die Zeit auch hier stehengeblieben.

Wigwam Motel in Holbrook

Petrified Forest


Ein Stück außerhalb von Holbrook liegt mit dem Petrified Forest Nationalpark das letzte Highlight in Arizona an der berühmten Straße. Der Nationalpark schützt ein enormes Vorkommen von versteinertem Holz inmitten der Painted Desert Arizonas. Ein interessantes Detail ist ein Gedenkstein zu Ehren der einstigen Main Street of America. Alte Telegrafenmasten zeugen von dem damaligen Verlauf der Strecke durch den heutigen Park.

 

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